Gefahr aus der Luft: Die unterschätzte Drohnen-Bedrohung für deutsche Weihnachtsmärkte
Am Berliner Breitscheidplatz erinnern die Poller aus Beton an das Trauma von 2016. Der Weihnachtsmarkt gilt seitdem als einer der am besten gesicherten Orte der Republik – zumindest am Boden. Doch wer den Blick nach oben richtet, blickt in eine Sicherheitslücke. Experten warnen: Während Polizei und Politik Barrieren gegen Lkw errichten, bleibt der Luftraum über den Menschenmengen weitgehend ungeschützt.
Die Bedrohungsszenarien haben sich längst weiterentwickelt. Islamistische Gruppierungen nutzen Drohnen in Konfliktgebieten schon lange nicht mehr nur zur Aufklärung, sondern als Waffen. Deutschland behandelt dieses Szenario jedoch oft noch wie Science-Fiction. Dabei ist die Realität längst im Elektronikmarkt angekommen: Eine handelsübliche Drohne für 500 Euro trägt heute problemlos ein Kilo Nutzlast – genug für gefährliche Gegenstände oder improvisierte Sprengsätze.
Beton am Boden, freie Bahn in der Luft
Das Missverhältnis ist eklatant: Am Boden sorgen Lkw-Sperren, verstärkte Streifen und Taschenkontrollen für ein subjektives Sicherheitsgefühl. Doch über den Köpfen herrscht faktisch eine Freiflugzone.
Behörden wissen um das Risiko. In Sicherheitskreisen ist bekannt, dass Bauanleitungen für Drohnen-Modifizierungen im Netz kursieren. Dennoch lautet die Antwort auf Anfragen zur Sicherung von Weihnachtsmärkten oft: „Kein konkreter Hinweis“. In der Praxis bedeutet das:
Keine aktive Drohnenabwehr (Störsender/Jammer).
Keine spezielle Sensorik zur Früherkennung.
Keine lückenlose Luftraumüberwachung.
Wer eine Drohne über den Breitscheidplatz steuern würde, würde vermutlich erst bemerkt, wenn das Gerät bereits über der Menge schwebt.
Die Technik wäre da – wird aber kaum genutzt
Es liegt nicht an fehlender Technologie. Deutsche und internationale Unternehmen wie Dedrone, DroneShield, Rheinmetall oder Hensoldt bieten längst Systeme an, die Drohnen mittels Radar erkennen und durch Funkstörgeräte neutralisieren oder zur Landung zwingen können.
Was an Flughäfen, militärischen Einrichtungen oder bei G7-Gipfeln und Fußball-EM-Spielen zum Standardrepertoire der Sicherheitskräfte gehört, fehlt bei Volksfesten fast völlig. Der Schutz der Zivilbevölkerung im öffentlichen Raum scheint hier an finanziellen Hürden oder bürokratischen Zuständigkeiten zu scheitern.
Politik im Zuständigkeits-Dschungel
Während Länder wie Frankreich, Großbritannien, die USA oder Israel Anti-Drohnen-Einheiten fest in ihre Sicherheitskonzepte für Großveranstaltungen integriert haben, diskutiert Berlin oft noch über Kompetenzen. Wer darf wann eingreifen? Bundespolizei? Landespolizei? Verfassungsschutz?
Das Muster ist bekannt: Deutschland hat zwar weltweit mit die strengsten Vorschriften für Hobbyflieger, aber kaum operative Antworten auf echte Bedrohungen in diesem Sektor. Kritiker werfen der Politik eine „Sicherheits-Romantik“ vor, die sich auf sichtbare Maßnahmen (Polizeiuniformen, Poller) konzentriert, aber unsichtbare Gefahren ausblendet.
Was bleibt?: Lernen wir erst aus Katastrophen?
Ein zeitgemäßes Sicherheitskonzept für Großveranstaltungen darf im Jahr 2025 nicht mehr nur aus Beton bestehen. Es erfordert Luftüberwachung, Funkortung und klare Alarmierungspläne für den Luftraum.
Der Breitscheidplatz wurde bereits einmal zum tragischen Symbol für staatliche Naivität – der Täter von 2016 war bekannt, wurde aber nicht gestoppt. Die Frage darf deshalb heute nicht lauten: Können Terroristen Drohnen einsetzen? Die Frage muss lauten: Warten wir wieder, bis es passiert, um danach zu behaupten, man habe diese Entwicklung „nicht vorhersehen“ können?
Diskussion: Fühlt ihr euch auf Weihnachtsmärkten sicher? Haltet ihr Drohnen-Abwehrsysteme für notwendig oder wäre das übertriebene Panikmache? Schreibt eure Meinung in die Kommentare.

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