Schluss mit dem Kompetenz-Lotto: Warum wir ausgebildete Fachpolitiker brauchen
Wenn ein Bäcker plötzlich eine Brücke bauen soll, schütteln wir den Kopf. Wenn ein Mediziner sich auf den Posten des Finanzvorstands eines DAX-Konzerns bewirbt, fragen wir zu Recht nach seinem BWL-Abschluss. Doch in der deutschen Spitzenpolitik scheint genau dieses Prinzip der "fachfremden Führung" gang und gäbe zu sein.
Ministerposten werden hierzulande vergeben wie Parteibonbons – nach Loyalität, Proporz, Geschlecht und Machtkalkül. Eines scheint dabei oft zweitrangig: Die fachliche Kompetenz.
Das Prinzip "Ahnungslos, aber loyal"
Das Problem ist kein Einzelfall, sondern hat System. Wir sehen Verteidigungsminister ohne militärischen Hintergrund, Gesundheitsminister ohne medizinische Erfahrung oder Verkehrsminister, die noch nie ein Unternehmen der Logistikbranche von innen gesehen haben. Das Standardargument lautet oft: „Dafür haben sie ja ihre Fachleute und Staatssekretäre im Ministerium.“ Das mag stimmen, doch es greift zu kurz. Wer führen will, muss verstehen, was er entscheidet. Ein Minister, der sich erst Monate einarbeiten muss, um die Grundlagen seines Ressorts zu begreifen, ist in Krisenzeiten ein Sicherheitsrisiko.
Politik braucht Qualifikation – nicht nur Rhetorik
Es ist Zeit für eine Debatte über eine Mindestqualifikation für Ministerämter. Warum sollte für das höchste Amt im Staat weniger gelten als für jede mittlere Führungsposition in der Wirtschaft?
Mein Vorschlag zur Diskussion: Wer ein Ressort übernimmt, sollte relevante Berufserfahrung im jeweiligen Fachgebiet mitbringen.
Ein Justizminister sollte Jurist sein.
Ein Finanzminister sollte ökonomischen Sachverstand haben.
Ein Bildungsminister sollte wissen, wie es in einer Schule wirklich aussieht – und zwar nicht nur von Wahlkampfbesuchen.
Ministerien als Fachgremien statt Parteibüros
Ministerien dürfen keine Verschiebebahnhöfe für verdiente Parteisoldaten sein. Sie müssen wieder das werden, was der Name impliziert: Die obersten Fachbehörden des Landes.
Ein Verteidigungsministerium, das von jemandem geleitet wird, der nie gedient hat, mag in Friedenszeiten funktionieren – im Ernstfall fehlt das strategische Verständnis. Eine Umweltministerin ohne naturwissenschaftliche Basis kann Symbole setzen, aber keine technologischen Lösungen vorantreiben.
Was bleibt: Kompetenz schafft Vertrauen
In einer Zeit, in der das Vertrauen in die Demokratie bröckelt, wäre Professionalisierung das beste Gegenmittel gegen Politikverdrossenheit. Bürger wollen nicht nur regiert, sondern verstanden werden. Und Respekt verdient man sich durch Leistung, nicht durch das richtige Parteibuch.
Es ist Zeit für ein neues Prinzip: Posten nach Kompetenz statt nach Proporz. Das ist nicht elitär, das ist verantwortungsvoll.
Diskussion: Seht ihr das auch so? Sollten Politiker zwingend vom Fach sein, oder ist der "Blick von außen" sogar wichtig? Schreibt eure Meinung in die Kommentare!

.png)

Kommentare
Kommentar veröffentlichen